Das Bolivien-Projekt

2014 entdeckt Alfred auf einem Wiener Flohmarkt einen Koffer voller Negative, der ihn neugierig macht. Er erwirbt den Koffer und zu seiner Verwunderung findet er in der Folge heraus, dass alle Aufnahmen aus Bolivien und aus den 1950er-Jahren stammen. Sein Forschergeist ist angestachelt, doch erst viele Monate später läßt sich in Erfahrung bringen, dass die Bilder von dem bolivianischen Fotografen Leopold Yelincic stammen. Alfred erkennt auf den Aufnahmen neben Karnevalsszenen, indigenen Tänzen und Ritualen, katholischen Prozessionen und erotischen Motiven eine ganze Reihe von Filmstars, Politikern und sonstigen Prominenten.

Politiker, Stars & Sternchen in La Paz

Marilyn Monroe?

Viele Aufnahmen sind am Flughafen in La Paz entstanden und zeigen Berühmtheiten der Zeit umgeben vom Pressepulk. Grace Kelly, John Wayne und der ehemalige US-Präsident Richard Nixon sind schnell erkannt, aber könnte die fast schüchtern wirkende junge Frau neben der Stewardess vor dem Flieger die junge Norma Jean Baker sein? Als Marilyn Monroe heute noch ein Mythos. Ist die Frau, die im Karnevalstumult so professionell in die Kamera blickt, „die“ Marlene Dietrich? Je länger Alfred forscht desto mehr Entdeckungen macht er, aber aus manchem gelösten Rätsel entstehen neue Fragen.
Wer sind die anderen Prominenten auf den Schnappschüssen? Wie kommt ein Koffer mit den Negativen eines bolivianischen Fotografen mit kroatischen Wurzeln nach Wien? Wer ist der Fotograf Leopold Yelincic?

Wer ist auf den Bildern abgebildet? Wir möchten es wissen.

Wir würden uns freuen, mehr über die Personen auf den Fotos und das abgebildete Geschehen in Erfahrung zu bringen. Wer mehr darüber weiß – bitte bei alfred@alfreds-vintage-photography.com melden!

Der Fotograf Leopoldo Yelincic

Als Sohn einer kroatischen Einwanderfamilie wurde Leopoldo Yelincic 1927 in Bolivien geboren. Er absolvierte eine Ausbildung zum Pressefotografen in La Paz und war zeitlebens als Fotograf für verschiedene Medien tätig. Mit dem Kollegen Freddy Alborta (bekannt durch die Fotos vom Tod des Che Guevara, 1967) betrieb er jahrzehntelang ein gemeinsames Fotostudio in La Paz und fungierte auch als Pionier der Farbfotografie in Bolivien.

Bemerkenswert ist auch, dass Yelincic mehrere Jahre als Fotograf für den amerikanischen Informationsdienst (USIS) arbeitete. Der Informationsdienst der Amerikaner war während des zweiten Weltkriegs ins Leben gerufen worden. Mit ihm sollte die Kommunikation zwischen den Staaten verbessert werden und über die Medien Radio, Film und Presse auf das Amerikabild in Europa und Südamerika propagandistisch eingewirkt werden. Soweit es Bolivien betraf, dokumentierte Yelinicic hierfür relevante Ereignisse.

So erklärt sich, dass Yelinicic Zugang zu politischen und kulturellen Veranstaltungen hatte, an denen internationale Staats- und Kirchenoberhäupter oder prominente KünstlerInnen teilnahmen. Richard Nixon, Victor Paz Estenssoro, Vera Miles, Dorothy Malone, John Wayne, Jaimie Laredo – unter den abgebildeten Personen befinden sich reihenweise Präsidenten und andere internationale Bekanntheiten. Der bolivianische Pressefotograf Yelincic hält fest, was berichtenswert scheint: Spektakuläre Ereignisse wie Hochwasser oder einen Flugzeugabsturz, aber auch mehr oder weniger alltägliche Vorgänge. So entsteht in der Zusammenschau ein facettenreiches Panoptikum des bolivianischen Lebens in den 1950er Jahren, das alle Gesellschaftsschichten und Volksgruppen umfasst.